„Klaus im Schrank“ von Erich Kästner

Es ist kaum zu glauben und könnte Stoff eines Romans sein, aber tatsächlich ist in diesem Jahr – 50 Jahre noch Erich Kästners Tod – ein noch nicht veröffentlichtes Theaterstück von ihm als Buch erschienen: „Klaus im Schrank oder das verkehrte Weihnachtsfest“.

Über das Stück „Klaus im Schrank“

Geschrieben hat Erich Kästner das Theaterstück für Kinder 1927, als er noch nicht berühmt war und froh war über jeden Auftrag. Als er sah, wie in der Weihnachtszeit Scharen von Familien ins Theater strömten für das jährliche Weihnachtsmärchen, schien es ihm eine gute Idee, sich da mit einem eigenen Stück einzuklinken. Im Februar schrieb er voller Enthusiasmus an seine Mutter, wie er sich mithilfe seiner Kontakte die Veröffentlichung des Stückes vorstellte. Aber damals war Erich Kästner eben noch kein gefeierter Autor und so ging es ihm wie heute den unbekannten Autor:innen – Theatermacher und Verlage lehnten das Stück ab. Es sei zu modern. In dem Stück stehen nämlich nicht Feen, Zwerge und andere Märchenfiguren die Hauptrolle, sondern die Geschwister Kläre und Klaus, die genervt sind, weil ihre Eltern sich nicht um sie kümmern, die im Übrigen sehr an Pünktchens Vater und Mutter erinnern. Da taucht plötzlich im Schrank der damalige Kinderstar auch Charlie Chaplins Film „The Kid“ auf. Er sorgt dafür, dass Kinder und Erwachsene die Rollen tauschen, damit die Eltern erleben, wie unwohl Kläre und Klaus sich fühlen. Natürlich geht alles gut aus, was zu einem Weihnachtsstück passt, aber vor hundert Jahren war das auf der Theaterbühne doch zu viel Sozialkritik und vor allem zu viel Kritik an den Erwachsenen.

Wie das Stück zum Vorschein kam

Nachdem 1927 niemand das Stück wollte, Erich Kästner kurz darauf mit seinem ersten Gedichtband „Herz auf Taille“ bekannt wurde und die NS-Zeit sein Leben durcheinanderwirbelte, geriet das Manuskript in Vergessenheit. Niemand ahnte, dass es im Nachlass von Kästners langjähriger Sekretärin Elfriede Mechnig, mit der sich übrigens Herti Kirchner zeitweise die Schreibmaschine teilte, schlummerte. Erst als 2011 ein Verlag darauf aufmerksam gemacht wurde, begann das wahre Leben des Theaterstückes. Das über 80 Jahre alte Manuskript wurde gesichtet, abgetippt und lektoriert. Das Theater in Kästners Geburtsstadt Dresden zeigte Interesse an der Uraufführung und so wurde es 2013 wenigstens schon für Familien inszeniert. Zehn Jahre später hat der Atrium Verlag nun das Typoskript von Kästner mit einem Vorwort von Juliane Lachenmayer veröffentlicht. Ich habe das Buch natürlich auch mit Blick auf meine Dissertation „Erziehung zu Menschlichkeit und Demokratie“ über Erich Kästner gelesen. Dafür hatte ich seine Werke bis 1945 auf seine pädagogischen Ansprüche analysiert. Ich bin erleichtert, dass „Klaus im Schrank“ nichts am Ergebnis meiner Analyse geändert hätte. Kästner ist sich in seinen Ansichten über Kinder und die Ansprüche an Erwachsene, insbesondere Eltern, treu geblieben. © 2024 Dr. Birgit Ebbert www.kaestner-im-netz.de

Mehr zu dem Buch erfahrt ihr in diesem Wikipedia-Beitrag.